Wassermühlen in Laage

In und um Laage gab es einst 14 Wassermühlen, so unter anderem in Breesen, Diekhof, Kobrow, Korleput und Wardow. In der Stadt Laage befanden sich 2 oder 3 derartige Mühlen. Vor 650 Jahren wurde erstmals in Laage von einer Wassermühle am Mühlentor, dem heute so genannten Rostocker Tor, gesprochen. Vor 320 Jahren entstand die Henningsmühle. Daneben spricht Peter Zeese von einem Walkmühlenteich im Weichbild der Stadt. Bei Carl Beyer ist zu lesen, dass die Walkmühle ihr Wasser von der quellenreichen Uecker erhielt. Sie diente den Laager Tuchmachern zum Walken, also Verfilzen, ihrer Tuche. So könnte von 3 Wassermühlen ausgegangen werden.

Als in unserer engeren Heimat die Wassermühlen im Zusammenhang mit der deutschen Besiedlung in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erstmalig auftauchten, bedeuteten sie den Beginn einer neuen Etappe in der technischen Entwicklung des Landes. Mit dem Wasserrad hatten die Einwohner erstmals in größerem Umfang die in der Natur vorhandenen Energiequellen in ihren Dienst gestellt: Die Kraft des fließenden Wassers. Für die nächsten Jahrhunderte wurden diese Energieträger nicht nur zur wichtigsten Kraftquelle, sondern auch zum Motor für die weitere technische Entwicklung zu neuen Maschinen und der Mechanik der Kraftübertragung.

Gleichzeitig bildeten sie die Grundlage für das Entstehen und die Ausbreitung neuer Handwerkberufe, wie Müller, Tuchmacher, Beutler, Lohgerber, Papiermacher u.a., die sich bald zu eigenen Zünften (Ämtern) zusammenschlossen.

Die Wassermühle am Rostocker Tor

Wassermühle am Rostocker Tor (Foto: Archiv HVL)

Diese Mühle gehörte stets zu den bedeutenden domanialen Wassermühlen. Obgleich sie direkt vor dem „Mühlentor“ lag, unterstand sie zu keiner Zeit dem Stadtrecht. Alle Versuche des Magistrats von Laage, zumindest den Müller der städtischen Polizeiordnung zu unterstellen, scheiterten immer wieder am Einspruch der Landesherren.

Urkundlich erwähnt wurde die Mühle zum ersten Male im Jahre 1362, als die Gebrüder Berkhahn zu Kronskamp den halben Mühlenteich und die Fischerei zu Laage an Vicke Moltke zu Strietfeld verkauften. Man kann aber annehmen, dass die Mühle älter ist und vielleicht schon gemeinsam mit der 1292 erwähnten Burg errichtet wurde.

Die nächste Nachricht über die Wassermühle stammt erst wieder aus dem Jahre 1577. Auf Grund einer Klage des Müllers befahl Herzog Ulrich der Bürgerschaft von Laage, die Recknitz zu entkrauten und alle Einbauten wieder zu entfernen, da sie mit Kraut sehr verwachsen sei. Außerdem werde durch die vielen Fischwehre, Stege und Dämme das Wasser aufgehalten, so dass die Mühle in ihrer Funktion behindert werde.

Im Jahre 1612 bestimmte Herzog Albrecht, dass der Müller jährlich 4 Schweine für den Bedarf des Herzogs zu halten habe.

Im Verlaufe des 30-jährigen Krieges wurde am Pfingsttage 1638 die gesamte Stadt durch kaiserliche Truppen zerstört; die letzten 17 Überlebenden flohen nach Rostock. Dabei brannte auch die Wassermühle ab, was der Herr von Vieregge zu Rossewitz in einem späteren Schreiben bestätigte.

Im gleichen Zusammenhang wurde auch berichtet, dass die 1638 vernichtete Mühle nur über ein Wasserrad verfügt habe. Einige Jahre später aber war sie an der gleichen Stelle bereits wieder aufgebaut worden. Im Jahre 1663 musste der Herzog erneut anordnen, dass die Recknitz geräumt wird. Die Laager Einwohner sollten ihre Handmühlen abschaffen und ihr Korn in der Mühle selbst mahlen lassen.

Über die in den Haushalten recht zahlreich vorhandenen Handmühlen gab es im gleichen Jahr weiteren Ärger, da einige Bürger sich beschwert hatten: Der Müller hatte gemeinsam mit dem herzoglichen Kornschreiber zu Güstrow die in den Haushalten vorhandenen Grützmühlensteine beschlagnahmt.

Zwischen dem jeweiligen Müller und den Besitzern der stromaufwärts liegenden Güter Rossewitz, Subzin, Kronskamp und Levkendorf begann ein hartnäckiger Kampf, den die fürstlichen Beamten in Güstrow vergeblich zu schlichten versuchten. Dem Müller wurde vorgeworfen, er behindere durch das Aufstauen des Wassers die Nutzung der Wiesen. Erschwert wurde das Problem noch durch den Zufluss aus dem Korleputer Bach, der das Wasser von der dortigen Mühle unregelmäßig in die Recknitz und damit zur Laager Mühle leitete. Die Recknitz selbst war im Verlaufe der Zeit so stark verkrautet und verlandet, dass der Müller das Wasser an der Mühle immer höher stauen musste, wenn er überhaupt noch ausreichend arbeiten wollte.

Neben dem Ärger mit den Wasserständen und den Junkern gab es auch Streit mit den Mahlgästen. Der Müller Rocksin muss ein sehr impulsiver Mann gewesen sein. 1783 hatte er den Bauern aus Lantow und Kronskamp einfach den Mahlvertrag gekündigt, weil ihm diese einige seiner Kühe von der Weide gejagt hätten, die er dort ohne ihre Zustimmung grasen ließ. Bald aber tat ihm dieser Entschluss wieder leid, und er bemühte sich bei dem Gutsbesitzer von Oertzen um eine Vermittlung. Daraufhin überließ dieser wieder die Mahlgäste der Höfe von Klein Lantow und Kronskamp sowie 6 Bauern aus Groß Lantow auf 24 Jahre bis 1807 der Erbmühle in Laage.

Im Jahre 1862 verhandelte die Güstrower Kammer mit dem Erbmüller über den Ankauf seiner Wassermühle. Die Wassermühle sollte abgebrochen werden. Man wollte die augenblicklich schlechte wirtschaftliche Lage des Müllers ausnützen, um den Klagen wegen des Wasserstaus endgültig den Boden zu entziehen. Damit war das Schicksal einer bedeutenden Wassermühle im Kreis Güstrow endgültig beendet. Ihre Aufgaben übernahm – zumindest zeitweise – die im Jahre 1878 zur Kornmühle umgebaute ehemalige Papiermühle in Laage, die „Henningsmühle“. An der Recknitz durfte nun im Weichbild Laages  keine Wassermühle mehr gebaut werden.

Das Mühlenhaus wurde in späteren Jahren zu verschiedenen Zwecken genutzt. Älteren ist es noch als Binnersches Haus bekannt, benannt nach dem Tuchfärber Binner, der dort seine Werkstatt hatte. Es wurde infolge jahrelangen Leerstandes mehr und mehr baufällig und im Jahre 1985 abgerissen. An seiner Stelle befindet sich heute der Parkplatz am Rostocker Tor.

Die Hennings-Mühle

Hennings-Mühle mit Mühlteich (Foto: Archiv HVL)

Am 18. Dezember 1692 verkaufte die Stadt Laage ihrem Bürger Samuel Kegeler ein Stück Land am Pludderbach, damals Grenzbach zu dem Gute Subzin, für 10 Gulden zur Errichtung einer kleinen Papiermühle. In der Verkaufsurkunde hieß es, dass er nicht das Recht habe, die Mühle zu vergrößern oder zu erweitern, es sei denn er erkaufe sich die Möglichkeit dazu von der Stadt. Ausdrücklich wurde ihm auferlegt, das Wasser frei laufen zu lassen und dafür Sorge zu tragen, dass sowohl die angrenzenden Wiesen als auch die Korn-Mühle in Laage keinen Schaden nehmen können. Der Papiermüller durfte aber kein Wohnhaus bei der Mühle errichten.

Der Papiermacher Dethlof Heuser sorgte 1720 für große Aufregung, denn er veränderte den Antrieb der Mühle so, dass anstelle des unterschlächtigen ein oberschlächtiges Mühlrad eingebaut wurde. Für dessen Betrieb musste das Wasser um anderthalb Ellen angestaut werden. Infolgedessen wurden die angrenzenden Wiesen und die Schwentnitz überschwemmt und unbrauchbar.

Der Streit mit dem Gut Subzin zog sich über mehrere Jahre hin, zumal der Müller sich als nicht zuständig erklärte. Man solle sich an den Rat in Laage wenden. Erst 1723 war der Streit so weit beigelegt, dass der Papiermüller die Erlaubnis zur Erweiterung der Mühle und zum Bau eines Wohnhauses erhielt.

Von 1761 bis 1878 war die Papiermühle im Besitze der Familie Hennings, die ihr auch ihren bis heute bekannten Namen überließ: die „Henningsmühle“. Im Jahre 1826 hatte die Stadt Laage ihnen die bisherige Pachtmühle als Erbmühle verkauft. Der letzte Papiermüller aus der Familie Hennings, Ernst Hennings, war Inhaber der Mühle in den Jahren von 1854 – 1878.

1929 wurde die Henningsmühle ein Raub der Flammen. Darüber konnte man in der „Laager Zeitung“ nachlesen: „In der Sonntagnacht brannte die weit und breit bekannte Henningsmühle – die frühere Papiermühle – vollständig nieder, der unmittelbar daneben liegende Stall wurde gerettet. Während im Saale noch getanzt wurde, muß im Dachraum längere Zeit das Feuer unbemerkt gebrannt haben, denn plötzlich schlugen die hellen Flammen aus dem Dache empor. In kurzer Zeit griff das Feuer nach links auf die Mahlräume und nach rechts auf die Wirtschaftsräume über. Gerettet wurde sowohl von des Besitzers wie auch des Mieters Hab und Gut nur wenig ; leider gelang es unsauberen Elementen, die die Verwirrungen ausnutzten, von den geretteten Sachen verschiedenes zu stehlen. Damit ist ein Wahrzeichen und ein Stück unserer Stadtgeschichte, ein landschaftlich so idyllisch gelegenes Gebäude, in Trümmer versunken.“

Die „Henningsmühle“ war in den letzten Jahren vor dem Brand wegen ihrer schönen ruhigen Lage ein beliebter Ausflugsort der Laager Einwohner gewesen. Darin waren zwei Wohnungen, eine Gastwirtschaft mit einem großen Saal mit Bühne für Theateraufführungen. Der letzte Pächter der Gastwirtschaft hieß Gustav Brandes. Der Park mit seinen Obstbäumen und der brodelnde und zischende Pludderbach in den Grotten mit den Brücken darüber und die Steinbrücke mit vier zweihundertjährigen Eichen war ein Landschaftsidyll. Im Park wurden Sommerfeste durchgeführt, und eine schöne Kegelbahn war vorhanden. Die Henningsmühle war in all den Jahren ein beliebtes Ausflugslokal für die Laager Bürger wo sie sonntags auf ihrem Spaziergang ins Grüne einkehrten und bei Frau Kleemann Kaffee und Kuchen kriegen konnten. Im Februar 1930 eröffnet Wilhelm Selms die Mühle wieder und im März wurde auch das Lokal wiedereröffnet.

Im Jahre 1937 wurde in der Henningsmühle ein Heim für die Hitler-Jugend. Im Krieg wurde der Saal als Turnsaal und als Jugendheim genutzt. 1945 war die Mühle eine Seuchenstation für Typhuskranke. Später war hier eine eine Station Junger Touristen. Bürgermeister aus dem Bezirk Schwerin wurden in den Räumen geschult. Anfangs der 60er Jahre, als die Bahnstrecke zwischen Rostock und Waren ausgebaut wurde, entstanden auf dem Mühlengelände Bauarbeiterbaracken. Das ganze Areal wurde vom Reichsbahn-Baubetrieb genutzt. Im Steinhaus waren die Küche, die Verwaltung und eine Konsum-Verkaufsstelle untergebracht. Nach dem Ende der Bauarbeiten und dem Abzug der Arbeiter übernahm die Reichsbahndirektion Schwerin das Gelände und richtete hier eine Betriebs-Berufsschule ein. Mitte der 80er Jahre wurde die Eisenbahnschule geschlossen und die Baracken wurden abgerissen. Die Henningsmühle wurde wegen Schwammbefalls von der Stadt aufgegeben und schließlich ebenfalls abgerissen. Heute ist bis auf einige Fundamentreste nichts mehr von der Henningsmühle zu sehen. Die Natur hat sich das Areal zurück geholt.

Quellen:

Carl Beyer: Geschichte der Stadt Lage. In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde, Band 52 (1887)

Hehl, Hugo: Am Rande der Stadt – Geschichte der Henningsmühle. In: Laager Stadtanzeiger Nr. 11/2003, Seite 9-10

Hehl, Hugo: Eine Straße schreibt Geschichte (Eine Chronik der Laager Bahnhofstraße). Unveröffentlichtes Manuskript, 1999/2000,

Mastaler, Wilhelm: Die Wassermühlen der Kreises Güstrow: www.wilhelm-mastaler.de Stand: 06.03.2012

Stammbuch der Familie Dehn (1928). In: Zeese, Peter: Chronik der Stadt Laage, a.a.O.

von Hößl, Friedrich: Die Papiermühle zu Laage. In: Der Papierfabrikant, 1922, Heft 8. In: Zeese, Peter: Chronik der Stadt Laage, a.a.O.

Stieda, Wilhelm: Mecklenburgische Papiermühlen. In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde, Band 80 (1915)

Zeese, Peter: Chronik der Stadt Laage. Unveröffentlichtes Manuskript, Laage 2011

Zeese, Peter: Die Laager Mühlen. In: Laager Stadtanzeiger Nr. 05/2006, Seite 5 – 7